Fraunhofer IGCV Start-up »FIDENTIS« revolutioniert Dental-Branche
Mit dem Alter werden die Zähne schlechter – allein in Deutschland benötigen Millionen von Menschen im Laufe ihres Lebens eine Zahnprothese. Hochwertige Teleskopprothesen bieten zwar Stabilität und Komfort, sind aber höchste Handwerkskunst und entsprechend aufwändig in der Herstellung. Das Start-up FIDENTIS, eine Ausgründung des Fraunhofer-Instituts für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV in Augsburg, will das ändern: Ab 2026 wird die serielle Fertigung der Zahnprothesen beginnen – dank des neuartigen Multimaterial-3D-Druckverfahrens, das es in dieser Form weltweit kein zweites Mal gibt.
»FIDENTIS steht beispielhaft dafür, wie bayerische Forschung und Gründergeist gemeinsam Weltspitze erreichen. Diese Technologie sichert Arbeitsplätze in Bayern und stärkt die Versorgung unserer Bürger. Das ist Innovation »made in Bavaria«, das ist ein Gewinn auf ganzer Linie, insbesondere für die Patienten«, so Tobias Gotthardt, Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.
»Augsburg ist längst ein High-tech-Hotspot – FIDENTIS zeigt eindrucksvoll, wie hier durch das Fraunhofer IGCV nicht nur Ideen entstehen, sondern auch Spitzentechnologie von globaler Bedeutung entwickelt wird. Das unterstreicht die Rolle Augsburgs als dynamischer Innovationsmotor innerhalb Bayerns und als attraktiver Standort für zukunftsorientierte Unternehmen und Forschungseinrichtungen«, ergänzt Dr. Wolfgang Hübschle, Wirtschaftsreferent der Stadt Augsburg.
»Die enge Vernetzung von Forschung und Wirtschaft am Fraunhofer IGCV ist ein Erfolgsmodell – FIDENTIS stellt unter Beweis, wie daraus marktreife Lösungen entstehen. Wir sind stolz darauf, dass FIDENTIS mit ihrer Innovationskraft die Dentalbranche nachhaltig verändern wird«, betont Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Daub, Institutsleiter am Fraunhofer IGCV.
Zähne aus dem 3D-Drucker
Der Impuls für die von FIDENTIS genutzte Technologie wurde durch das Multimaterial-Zentrum Augsburg gegeben, ein Forschungsprojekt des Fraunhofer IGCV. Seit 2017 werden dort additive Fertigungsverfahren für die Herstellung komplexer Multimaterialbauteile erforscht. Dabei werden unterschiedliche Metalle in einem Druckvorgang miteinander verbunden. Bislang flossen insgesamt rund 18 Millionen € in die Technologieentwicklung: Fördermittel aus den Großprojekten MULTIMATERIAL-Zentrum Augsburg und MULTIMAT-BAVARIA II. Zum Einsatz soll die Technologie unter anderem in der Luft- und Raumfahrt oder der Kernfusion kommen. »Ursprünglich wurde die Technologie in Grundlagen erforscht– dann hat ein Zahntechniker erkannt, wie gut sie sich für Zahnprothesen eignet«, erklärt Timo Schröder von FIDENTIS.
Präzise und effizient
Heute verfügt FIDENTIS über eine voll automatisierte Produktion: Digitaler Dateneingang, additiver Druck und Nachbearbeitung laufen in einer durchgängigen Prozesskette ab. »Wir schließen die Lücke zwischen handwerklicher Präzision und industrieller Effizienz«, erklärt Dr.-Ing. Max Horn, Mitgründer des jungen Start-ups. »So verkürzen wir die Herstellungsdauer und garantieren eine konstant hohe Qualität.« Lukas Langer von FIDENTIS ergänzt: »Dentallabore übertragen uns die aufwändige Herstellung, um sich dann ganz auf Design und Patientenbedürfnisse zu fokussieren – so gewinnen alle Beteiligten an Effizienz.«
Nächstes Ziel: Serienproduktion
In Deutschland werden jährlich rund 330.000 Teleskopprothesen abgerechnet, Tendenz steigend durch den demografischen Wandel. »Unser Ziel ist es, einer breiteren Masse von Patientinnen und Patienten eine hochwertige zahnprothetische Versorgung zu ermöglichen«, sagt Dr.-Ing. Max Horn. Den entscheidenden Impuls zur Ausgründung gab das EXIST-Forschungstransfer-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, kofinanziert durch die Europäische Union. Wesentliche Unterstützung kam zudem aus dem bayerischen Start-up-Ökosystem – insbesondere von UnternehmerTUM und den TUM Venture Labs, die als Vorreiter für Gründerförderung und Technologietransfer nicht nur das Team zusammengebracht, sondern auch unternehmerischen Spirit und praxisnahe Unterstützung vermittelt haben.
»Für eine erfolgreiche Ausgründung aus der Wissenschaft braucht es nicht nur exzellente Forschung, sondern auch starke Schnittstellen zu Start-up-Hubs wie den TUM Venture Labs«, betont Johannes Lauer »Nur so können Gründerteams ihren Weg aus der Forschung in die innovative Anwendung finden und nachhaltig Impact schaffen.« Damit viele Menschen möglichst bald von der FIDENTIS-Technologie profitieren, stellt das Unternehmen die Weichen für die Serienproduktion im Jahr 2026.
Weitere Informationen unter:
Additive Fertigung | Metalle und Multimaterial - Fraunhofer IGCV
FIDENTIS | Automated production of top quality dentures
Ansprechperson
Johannes Lauer | FIDENTIS GmbH | johannes.lauer@fidentis.de | www.fidentis.de
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