Grüße von weit weit weg: Als Gastwissenschaftler:in unterwegs in der ganzen Welt

Forschen im Ausland – Wissen ergänzen und internationale Kontakte pflegen:
Regelmäßig forschen Mitarbeitende des Fraunhofer IGCV als Gäste an renommierten ausländischen Universitäten und Forschungseinrichtungen. Neben der akademischen Vernetzung können diese lebenslangen Kontakte auch für die internationale Projektakquise sehr wertvoll sein.

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Die University of Cambridge belegt in aktuellen Universitätsrankings weltweit Platz 2 der Bestenliste.

Von einem Auslandsaufenthalt an internationalen Forschungseinrichtungen profitieren alle Beteiligten: die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in ihrem Feld noch stärker vernetzen; die gastgebende Institution, die sich konkrete Expertise für ein relevantes Forschungsfeld einholt; und das Fraunhofer IGCV, das durch Kooperationen mit renommierten Universitäten sein internationales Profil und die weltweiten Kontakte weiter ausbaut. Nachdem 2021 pandemiebedingt diese Aufenthalte nicht stattfinden konnten, nutzten 2022 einige Promovenden wieder die Möglichkeit für einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt zu Fort- und Weiterbildungszwecken.

 

Forschung mit Ausblick auf Auckland, Neuseeland.
© Fraunhofer IGCV
Forschung mit Ausblick auf Auckland, Neuseeland.

Das Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV war das erste Fraunhofer-Institut mit produktionstechnischer Ausrichtung in Bayern. Seitdem steht die anwendungsbezogene Forschung im Mittelpunkt der rund 120 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Sie gestalten den Weg in die Zukunft des effizienten Engineerings, der vernetzten Produktion und der intelligenten Multimateriallösungen. Möglich gemacht wird der Erfolg unter anderem durch das große, engmaschige Netzwerk des Instituts in die Industrie und Wissenschaft. Dank der Kontakte zu relevanten Forschungseinrichtungen und internationalen Universitäten entstehen ständig neue Forschungsimpulse und -partnerschaften. Ein wichtiger Baustein in der Netzwerkpflege sind mehrmonatige Auslandsaufenthalte zu Fort- und Weiterbildungszwecken, welche Promovenden des Fraunhofer IGCV durchführen. Hier wird der Erstkontakt oft über die Institutsleitung hergestellt, die in der Fachwelt etabliert ist und die wichtigsten Personen in Unternehmen, Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen kennt. Für die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden eine große Chance: »Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sammeln Erfahrungen in anderen Kulturen und im wissenschaftlichen Arbeiten an Einrichtungen im Ausland. Sie können ihr persönliches Netzwerk erweitern und nebenbei auch Sprachkenntnisse trainieren«, sagt Prof. Dr.-Ing. Wolfram Volk, geschäftsführender Institutsleiter am Fraunhofer IGCV. »Schließlich sind solche Aufenthalte auch ein wichtiges Asset im Lebenslauf und damit sehr hilfreich für die spätere Karriere in Wissenschaft oder Industrie.«

Grenzübergreifender Wissensaustausch, internationale Kooperationen

Auch für das Institut lohnt sich der fachliche Austausch: Neue Forschungsimpulse und potenzielle Forschungspartnerschaften entstehen, das Institutsnetzwerk wird intensiviert, die internationale Sichtbarkeit steigt – und das nicht nur auf Leitungsebene. Mit den gastgebenden Einrichtungen, die an ähnlichen Schwerpunkten forschen, ergeben sich oft langjährige Kooperationen. So werden für das Fraunhofer IGCV durch die Forschungsaufenthalte regelmäßig gemeinsame Forschungsanträge initiiert: Während ihres Aufenthalts am ungarischen Computer Science and Control Research Institute (SZTAKI) reichten Lukas Bank und Philipp Theumer (Fraunhofer IGCV, Gruppe Intelligente Produktionsorganisation) einen gemeinsamen Antrag ein. Dieser soll im Rahmen der Förderung von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zwischen Deutschland und Ungarn mit der beim DLR angesiedelten Initiative EUREKA realisiert werden. Doch das ist erst der Anfang. »Das Projekt hat das Ziel, bei der Auslegung und dem Betrieb von Anlagen die Energieeffizienz zu berücksichtigen«, so Theumer. »Durch das Forschungsprojekt, vorbehaltlich eines positiven Bescheids, soll die entstandene Kooperation weiter ausgebaut werden. Hierdurch kann der grenzübergreifende Wissensaustausch innerhalb Europas fortgeführt werden.«

Anfertigung eines Portraits durch den SZTAKI Zeichenroboter »Piktor-o-bot«
© Fraunhofer IGCV
Anfertigung eines Portraits durch den SZTAKI Zeichenroboter »Piktor-o-bot«

Ähnliches berichtet Kilian Vernickel (Fraunhofer IGCV, Gruppe Intelligente Prozessführung und Robotik) von seinem Gastaufenthalt am Lehrstuhl CAMT (Centre for Advanced Manufacturing Technologies) der polnischen Wrocław University of Science and Technology. Wie am Fraunhofer IGCV wird auch hier an der Digitalisierung von Produktionssystemen geforscht, zudem ist die additive Fertigung ein großes gemeinsames Forschungsgebiet. »In Breslau konnte ich für unser Institut einen gemeinsamen Forschungsantrag im Rahmen des Collective Research Networking (CORNET) Netzwerks initiieren. Diesen arbeiten wir aktuell mit dem Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik der TU München und dem CAMT aus. Ich würde mich freuen, wenn über ein gemeinsames Forschungsprojekt die Zusammenarbeit und auch die Forschungsaustausche von wissenschaftlichen Mitarbeitenden fortgeführt werden können.«

 

Von der Theorie in die Praxis: Forschung für und mit Industriepartnern

Neben dem Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem wissenschaftlichen Bereich ermöglicht ein Forschungsaufenthalt, relevante Unternehmen kennenzulernen. Max Horn (Fraunhofer IGCV, Gruppe Additive Fertigung – Implementierung und Prozessketten) arbeitete mehrere Monate in einer internationalen Forschungsgruppe an der University of Cambridge. »Ich wurde extrem gut vernetzt und habe bei Treffen mit Industriepartnern und Forschungseinrichtungen wie in Nottingham, Sheffield und Teesside jede Menge namhafter Player kennengelernt. Diese Kontakte sind für künftige Forschungsvorhaben immens wertvoll.« Auch auf der anderen Seite der Welt funktioniert der Austausch: In Auckland knüpfte Thomas Neuhäuser (Fraunhofer IGCV, Gruppe Kollaborative Fabrikplanung) Kontakte zu neuseeländische Unternehmen, die sich mit seinem Thema »Building Information Modeling« auseinandersetzen. Er untersuchte dort, wie mithilfe eines digitalen Montagesystem-Modells die Produktion virtuell umgebaut, simuliert, analysiert und optimiert werden kann.

Netzwerken zum Thema Carbon-Recycling auf der SAMPE-Konferenz in Tokyo.
© Fraunhofer IGCV
Netzwerken zum Thema Carbon-Recycling auf der SAMPE-Konferenz in Tokyo.

Förderinstrumente machen Auslandsaufenthalte erst möglich

Frank Manis (Fraunhofer IGCV, Gruppe Recycling von Composites) erhielt die Chance, japanische Unternehmen kennenzulernen und sich zur automatisierten Produktion auszutauschen. Im Rahmen des Fraunhofer International Mobility Program FIM verbrachte er mehrere Monate in Tokyo. »Das Ziel des Programms ist, strategische Partnerschaften mit Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen aufzubauen bzw. zu vertiefen«, sagt Manis. »Ohne das FIM wäre mir dies nicht möglich gewesen. Neben viel Input für meine Forschungsarbeit bringe ich Wissensgewinn aus dem Ausland, neue Projektideen, gemeinsame Publikationen und ein noch größeres internationales Netzwerk mit zurück ans Fraunhofer IGCV. Damit kann ich den Wissenstransfer aktiv unterstützen.« Programme wie das FIM sind für die Auslandsaufenthalte unentbehrlich. Denn Studiengebühren und Lebenshaltungskosten vor Ort sind teilweise enorm und ohne ein Stipendium wären diese nur schwer machbar. Besonders dankbar sind die Forschenden den verschiedenen Einrichtungen, welche die Aufenthalte fördern. Dazu gehören die Bayerische Forschungsstiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD), die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und verschiedene Stiftungen. »Als Institutsleiter können wir unseren herausragenden Mitarbeitenden die nötigen Türen an renommierten Einrichtungen öffnen«, sagt Wolfram Volk. »Wenn sie hindurchgehen und mit einem reflektierten Forschungsansatz, neuen Methoden und geschärftem eigenen Forschungsprofil zurückkommen, bereichert uns das persönlich als Doktorväter ebenso wie das Institut als Ganzes.«

Forschen für die Promotion

Während eines Forschungsaufenthalts steht das eigene Promotionsthema im Fokus. Im Ausland gewinnen die Mitarbeitenden wertvolle Erkenntnisse, die sie in ihre Dissertationen einfließen lassen können.

Forschungsaufenthalte 2022

Name Promotionsthema

Lukas Bank

Methode zur Erstellung eines digitalen Zwillings für die energieflexible Fabrik

Max Horn

Qualitätsorientierter Umgang mit Pulver-Kreuzkontaminationen beim Laser-Strahlschmelzen

Frank Manis

Thermische Behandlung und mechanische Bewertung von Carbonfasern im Recyclingprozess

Thomas Neuhäuser

Systematik zur zielorientierten Fabriklayoutplanung mit Building Information Modeling

Philipp Theumer

Lernendes und erklärbares System zur Entscheidungsunterstützung in der Produktionssteuerung

Kilian Vernickel

Wissensmanagementsystem zur Anpassung von ereignisdiskreten Simulationsmodellen

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