MULTISURV | Methoden der Prozessüberwachung bei der Multimaterialverarbeitung

Neue Anforderungen an die Prozessüberwachung

Einen wesentlichen Erfolgsfaktor der Additiven Fertigung stellte in den letzten Jahren der erzielte Fortschritt bei den Geometrie-, Material- und Oberflächeneigenschaften dar. Die Güte der generierten Bauteile hat sich vom fragilen Ansichtsexemplar aus Rapid-Prototyping-Zeiten zum fertigen Serienteil weiterentwickelt. Dabei waren unter anderem die Methoden zur Prozessüberwachung für diese Evolution ein Befähiger. Mit der im MULTIMATERIAL-Zentrum Augsburg avisierten Multimaterialverarbeitung und der Herstellung mechatronischer Komponenten steht nun eine neue Evolutionsstufe der Technologie zur Erschließung zahlreicher neuen Anwendungen bevor. Neben bereits bestehenden Herausforderungen im Bereich der Monomaterialverarbeitung, entstehen durch die Erweiterung der in einem Prozess verarbeitbaren Materialien, neue Anforderungen an die Prozessüberwachung.

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie
© StMWi

Pulverbettüberwachung mittels aktiver Thermografie

Am Fraunhofer IGCV ermöglichte ein entwickelter Prozessschritt, 3-D-Multimaterialbauteile aus den Werkstoffen Kupfer-Chrom-Zirkonium und Werkzeugstahl 1.2709 herzustellen. Somit müssen Pulverbettüberwachungssysteme sowohl die bereits bei der Monomaterialverarbeitung auftretenden Beschichtungsfehler wie Rillen, Wellen oder unzureichende Pulverzufuhr detektieren, als auch Materialien voneinander unterscheiden können. Für diese Prüfaufgabe besitzt die Thermografie großes Potenzial, da sie optisch ähnliche Werkstoffe aufgrund ihres unterschiedlichen Emissionsverhaltens unterscheiden kann. Im Zuge des Projektes wurde daher eine Blitzlampe zur Anregung des Pulverbetts und eine Thermografie-Kamera in eine AconityOne integriert, um das Potenzial dieser Technologie für diese Prüfaufgabe ergründen zu können (siehe Abbildung 1). Untersuchungsgegenstände waren neben der Detektion von klassischen Prozessabweichungen die Materialunterscheidung und die Detektion von Schichtdickenunterschieden. In Abbildung 2 sind diese exemplarisch dargestellt.

Integrationskonzept für die Thermografie in die AconityOne
© Fraunhofer IGCV
Abbildung 1: Integrationskonzept für die Thermografie in die AconityOne
Pulverbettüberwachung mittels aktiver Thermografie
© Fraunhofer IGCV
Abbildung 2: Pulverbettüberwachung mittels aktiver Thermografie: Auf AlSi10Mg wurden CuCr1Zr (1) und 100 µm 1.7131 (3) aufgebracht, sowie Rillen in verschiedenen Formen (2) nachträglich eingebracht

Qualitätskontrolle verfestigter Schichten mittels aktiver Thermografie

Nach wie vor stellt die Qualitätskontrolle additiv gefertigter (metallischer) Bauteile eine Hürde dar, um stark regulierte Branchen wie beispielsweise Luft- und Raumfahrt zu erschließen. Prozessbedingte Ungänzen wie Poren, Risse, Delaminationen oder Bindefehler, die bereits bei geringen Abweichungen der Prozessparameter bzw. Prozessbedingungen entstehen können, müssen zuverlässig detektiert werden. Bisher eingesetzte Prozessüberwachungstechnologien erfassen dabei meist die Schmelzbademissionen. Diese lassen allerdings nur begrenzt Rückschlüsse auf die tatsächliche Bauteilqualität zu. Im Rahmen dieses Projektes wird daher untersucht, inwieweit der Prozesslaser als Anregungsquelle dienen kann, um Bindefehler in bereits verfestigten Schichten mittels aktiver Thermografie zu detektieren. Abbildung 3 zeigt exemplarisch das Reaktionsverhalten von, in Testwürfel aus 1.4404 eingebrachten, künstlichen Ungänzen auf die Laseranregung. Im Weiteren Projektverlauf gilt es nun zu erforschen, welche Ungänzengrößen sich mit diesem Prüfansatz detektieren lassen und wie dieser Vorgang automatisiert werden kann.

Thermografische Aufzeichnung der Laseranregung
© Fraunhofer IGCV
Abbildung 3: Thermografische Aufzeichnung der Laseranregung. Bilder 1 - 3: Hotspots in Bereichen der Ungänzen 1 und 2. Bild 4: Hotspots in Bereichen der Ungänzen 2 und 3. Weiß markiert: Hotspots Grün markiert: Ungefähre Bauteilabmaße

Spektroskopische Analyse der Prozessemissionen

Neben den bereits genannten, stellt die Überwachung der Materialzusammensetzung in den Übergangsbereichen der Bauteile ebenfalls eine neue Anforderung für die Prozessüberwachung der Multimaterial-Verarbeitung dar. Um darüber eine Aussage treffen zu können, wird ein Spektrometer zur Untersuchung auftretender Emissionen in den Prozess integriert. Konkret sollen hierbei Erkenntnisse gewonnen werden, ob anhand der Materialzusammensetzung in diesen Übergangsbereichen Rückschlüsse auf die Funktionsfähigkeit dieser Strukturen getroffen werden können (z. B. Isolationswirkung) und ob sich Materialverunreinigungen detektieren lassen.

Zusammenarbeit

Wir finden gerne eine individuelle Lösung für Ihr Anliegen.

Branchenlösungen

Die Schlüsselbranchen des Fraunhofer IGCV:

  • Maschinen- und Anlagenbau
  • Luft- und Raumfahrt
  • Automotive und Nutzfahrzeuge

Kompetenzen

Wir gestalten den Weg in die Zukunft des effizienten Engineerings, der vernetzten Produktion und der intelligenten Multimateriallösungen.

Referenzprojekte

Zur Übersicht der Referenzprojekte am Fraunhofer IGCV.